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Wieso sich Menschen so ungern helfen lassen!

Coaching für Athleten, Manager oder einfach für Menschen, die sich weiter entwickeln wollen.

Hilfe holen

Hilfe holen ist STARK

Erst vor einigen Tagen kam ich mit einer Person ins Gespräch, die offensichtlich psychische Probleme hatte. Im Verlauf dieses Gesprächs sagte die Person zu mir: „Mit den eigenen Problemen muss jeder allein zurechtkommen“.
Vor ca. 35 Jahren gründeten wir, ich und einige Kollegen*innen einen Verein. Unter anderem haben wir mit einer Aktion versucht, die Stigmatisierung psychischer Störungen durch die Gesellschaft, die damals noch viel heftiger war, zum Thema zu machen.

Stigmatisierung und Scham

Die Stigmatisierung psychischen Leids ist klar weniger geworden, verschwunden ist sie aber nicht. Wer körperlich krank ist, bekommt Mitgefühl und Verständnis, wer psychisch krank ist, sieht sich hingegen häufig mit Vorurteilen konfrontiert. Aussagen wie „Reiß dich zusammen“ oder „Das ist doch nur eine Phase“ spiegeln eine tief verankerte gesellschaftliche Haltung wider, dass psychisches Leiden weniger „real“ oder „ernst“ sei als körperliche Erkrankungen. Das führt zu Schamgefühlen: Betroffene fühlen sich schwach, fehlerhaft oder nicht „normal“. Diese Scham ist oft so stark, dass sie den Zugang zu Hilfe regelrecht blockiert.

Unverständnis und Unwissen

Zum einen ist es für einen Außenstehenden schwer zu verstehen, wieso Menschen, die teilweise die Kontrolle über ihre Emotionen verlieren, sich nicht selber helfen können. Panik vor Menschen oder körperlichen Symptomen in Kombination mit Vermeidungsverhalten bis hin zur Selbstisolierung ist für jemand, der nicht in der Haut des Betroffenen steckt, nicht immer nachvollziehbar.

Andererseits wissen viele Menschen schlichtweg nicht, wohin sie sich wenden können, welche Therapieformen es gibt oder was sie in einer Behandlung erwartet. Besonders im ländlichen Raum oder bei Menschen mit niedrigem Bildungsgrad fehlen oft niedrigschwellige Zugänge zu Informationen und Hilfsangeboten.

Auch das Gesundheitssystem selbst kann zur Hürde werden: monatelange Wartezeiten, überlastete Einrichtungen, komplizierte Anmeldeverfahren – all das schreckt viele Betroffene zusätzlich ab.

Angst vor Kontrollverlust

Hilfe anzunehmen bedeutet, sich verletzlich zu zeigen. Viele Menschen fürchten, dadurch Kontrolle über ihre Gefühle, ihre Wahrnehmung oder ihr Leben zu verlieren. Besonders in einer Leistungsgesellschaft, in der Selbstoptimierung und Autonomie hoch geschätzt werden, gilt Schwäche häufig als Makel.

Psychotherapie, Beratung oder ein offenes Gespräch mit nahestehenden Menschen kann genau diese Angst auslösen: Was passiert, wenn ich Dinge zulasse, die ich bisher erfolgreich verdrängt habe? Was, wenn jemand sieht, wie es wirklich in mir aussieht?

Die Angst vor Veränderung

Hilfe anzunehmen bedeutet nicht nur, über Probleme zu sprechen, sondern auch, sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Das kann schmerzhaft sein – und es erfordert Veränderung. Doch Veränderung ist anstrengend und macht Angst. Selbst destruktive Verhaltensmuster können „sicher“ wirken, einfach weil sie vertraut sind.

So paradox es klingt: Manche Menschen bleiben lieber in ihrem Leid, als sich dem Unbekannten zu stellen, das eine Therapie mit sich bringen könnte.

Das Ideal der Selbsthilfe

In vielen Kulturen und Familien ist die Vorstellung tief verwurzelt, dass man seine Probleme selbst lösen muss. Wer sich helfen lässt, gilt als schwach oder unfähig. Diese Glaubenssätze werden oft unbewusst übernommen und können dazu führen, dass Menschen sich lieber isolieren, als sich zu öffnen.

Das Ideal der Selbstgenügsamkeit steht dabei in starkem Widerspruch zu der Tatsache, dass wir als soziale Wesen auf Unterstützung angewiesen sind – gerade in schwierigen Lebensphasen.

Hilfe holen ist stark!

Wir alle müssen daran interessiert sein, die Hürden auf dem Weg zur Unterstützung, wenn es um psychische Thematiken geht, noch viel kleiner zu machen. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens immer wieder schwierige Phasen und gerade da braucht es gute Freunde oder professionelle Hilfe, denn unsere eigenen blinden Flecken verhindern oft das Verlassen des Hamsterrades.

Deshalb ganz klar: HILFE HOLEN IST STARK!

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