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Denkfallen

Selbstmitgefühl

Wir sind was wir denken und so fühlen wir uns dann auch. Ständig nehmen wir mit all unseren Sinnen wahr, was um uns herum geschieht und geben diesen Dingen eine Bedeutung. Die Auswirkungen unserer Interpretationen zeigen sich aber nicht nur auf psychologischer Ebene, auch unser Körper reagiert darauf und mischt in Sekundenschnelle einen Hormonmix, der dem Bedarf der Situation entspricht. So ist die Ausschüttung von Adrenalin bei Gefahr sehr sinnvoll, körperlich können wir nun die Gefahrensituation besser bewältigen. Wenn wir glücklich sind, dann gibt der Körper Dopamin ab und bei Stress findet sich vermehrt Cortisol (Stresshormon) im Blut.

Mit unserem Denken beeinflussen wir also unser Wohlbefinden nachhaltig. Diese Erkenntnis hat vor allem Albert Ellis für die Entwicklung einer Psychotherapieform genutzt, die zur kognitiven Verhaltenstherapie zählt. Bei der Rational-Emotiven-Therapie (RET) geht es um die Aufdeckung von irrationalen Denkmustern, welche zu körperlichen und psychologischen negativen Konsequenzen führen.  

Klassische irrationale Denkfallen sind:

VERGANGENHEITSBEWEIS-DENKEN: Negative vorangegangene Erfahrungen werden als Beweis für zukünftige schlechte Gewinnaussichten verwendet.

Häufigkeit: hoch in allen Altersklassen.
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: negative Gefühle, beeinträchtigte Motivation
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: unangebrachte Reaktionen, übersteigerte/verminderte motivierte Verhaltensweisen, übersteigertes oder verringertes Risikoverhalten, Verhalten beschränkt sich auf Reaktionen, es wird nicht agiert (nur reagiert), eingeengte Wahrnehmung/Konzentration.
Beispiele:
(Sport): Ein Fußballer meint/fühlt/sieht vor einem Spiel, dass er/die Mannschaft gegen diesen Gegner wohl chancenlos sei, weil dies in der Vergangenheit auch so war.
(Andere Lebensbereiche): Eine negative Erfahrung mit Hunden führt dazu, dass alle Hunde als Gefahr gesehen werden.

SCHWARZ-WEISS-DENKEN: Aus verschiedenen Gründen werden Leistungen sehr einseitig analysiert.

Häufigkeit: im Jugendbereich sehr häufig, häufig auch bei perfektionistischen Persönlichkeiten.
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: extreme Gefühle (high oder down), Aufbau v. Selbstvertrauen wird gebremst.
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: keine realistische Analyse, eingeengte Wahrnehmung/Konzentration, Verhaltensänderungen/Weiterentwicklungen werden behindert/gebremst.
Beispiel:
(Sport): Ein Fußballer meint nach einem Spiel: „Hab nur Fehler gemacht, das war gar nichts!“ oder „Das war heute mega, so soll uns mal einer schlagen!“.
(Andere Lebensbereiche): Ein Verkaufsgespräch läuft teilweise schief, man erkennt keine positiven Teilleistung, obwohl diese vorhanden sind.

MUSS-DENKEN: Man begegnet einer Herausforderung (Wettkampf, Prüfung, Kaufabschluss usw.) mit einem ausschließlichen Ergebnisdenken.

Häufigkeit: in allen Altersklassen sehr häufig anzutreffen (Wettkampfstress).
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: Zweifel, Befürchtungen, Angst vor Versagen oder Konsequenzen auf der Verhaltensebene: eingeengte Konzentration/Wahrnehmung, kopflastiges reagieren/agieren, unangebrachte Reaktionen, erhöhte Fehleranfälligkeit, übersteigerte/verminderte motivierte Verhaltensweisen, übersteigertes oder verringertes Risikoverhalten.
Beispiel:
(Sport): Spieler denken/wissen, dass sie das nächste Spiel gewinnen MÜSSEN.
(Andere Lebensbereiche): Von dem Bestehen einer Prüfung wird das eigne Schicksal abhängig gemacht.

NEGATIVES-VERGLEICHSDENKEN: Wenn das eigene Verhalten meistens/immer mit höheren Leistungsstandarts verglichen wird.

Häufigkeit: im Jugendalter häufiger.
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: Selbstzweifel, Verminderung des Selbstwertgefühls, Aufbau von Selbstvertrauen wird gebremst/verhindert.
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: Verhaltensunsicherheiten, erhöhte Fehleranfälligkeit, kopflastiges Verhalten in „heiklen“ Situationen.
Beispiel:
(Sport): Ein/e Spieler/in denkt oft/meistens an Leistungsziele, wo er/sie noch „weit“ davon entfernt ist.
(Andere Lebensbereiche): Ein Bankangestellter vergleicht sich mit Kollegen und schneidet dabei immer negativ ab.

DENKEN ÜBERS DENKEN: Wenn es sehr wichtig ist, wie man gesehen wird, was andere über einen denken.

Häufigkeit: hoch im Jugendalter, aber auch in der Gesellschaft häufig vorhanden.
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: Das Gefühl beobachtet zu werden, eine gute Figur zu machen ist häufig vorhanden.
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: kopflastiges Verhalten, nicht authentisch, automatisiertes, eingeübtes Verhalten ist gestört.
Beispiel:
(Sport): Ein/e Spieler/in denkt, dass er/sie vor eigenem Publikum zeigen muss und reagiert auf die Rückmeldungen des Publikums.
(Andere Lebensbereiche): Ein Mann möchte, dass seine Mitmenschen gut über ihn denken und kann so niemandem etwas abschlagen.

VERGANGENHEITS-DENKEN: Wenn man mit vergangenen Misserfolgen/negativen Ereignissen nicht abschließen kann.

Häufigkeit: in allen Altersstufen anzutreffen.
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: Negative Gefühle aus der Vergangenheit bestimmen Motivation und Antrieb, negative Erwartungshaltung.
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: eingeschränkte Verhaltensaktivität, sehr eingeschränktes oder übersteigertes Risikoverhalten.
Beispiel:
(Alle Lebensbereiche): Wenn „dumme/unverzeihliche“ Fehler zu einem „entscheidenden“ Misserfolg führten und das Hadern damit nicht aufhört.

NEGATIVERWARTUNGS-DENKEN: Wenn Herausforderungen nicht als Chance zur Weiterentwicklung, sondern als mögliches zukünftiges Misserfolgserlebnis gedacht wird.

Häufigkeit: im Sport eher selten, im Alltagsleben allgegenwärtig.
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: Überhöhte Angst vor Fehlern, Zweifel, negative Erwartungshaltung.
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: Unsicheres Verhalten, defensive Verhaltensstrategien überwiegen, Angstsituationen werden öfters vermieden.
Beispiel:
(Sport): Wenn Athleten nicht an ihre Chance glauben, haben sie eine überhöhte Wahrscheinlichkeit zu versagen.
(Andere Lebensbereiche): Ein Handwerker möchte selbständig werden, hätte auch eine gute realistische Chance und nützt sie nicht.

FEHLER-DENKEN: Wenn die Wahrnehmung größtenteils darauf ausgerichtet ist, Fehler zu vermeiden.

Häufigkeit: im Sport sehr häufig anzutreffen (in allen Sportarten, Altersklassen)
Konsequenzen auf der Gefühlsebene: Überhöhte Angst vor Fehlern, Unsicherheitsgefühle, überhöhte Spannung.
Konsequenzen auf der Verhaltensebene: kopflastiges Verhalten, „verkrampfte“ Bewegungsabläufe, defensives Verhalten.
Beispiel:
(Alle Lebensbereiche): Wenn jemand übermäßig den Fokus auf Fehlervermeidung legt.

Denken, Gefühle und innere Bilder stehen in einer Wechselwirkung. Die hier geschilderten Denkfehler und Konsequenzen auf der Gefühls- und Verhaltensweise überschneiden sich und sind natürlich individuell unterschiedlich.

Martin Volgger

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